Die katholischen Kirche St. Michael
in Berlin-Wannsee

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Zeitgenössische Stilformen waren in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts im katholischen Kirchenbau noch weitgehend verpönt. Das erste Gotteshaus in Berlin, bei dem traditionelle Bauformen und moderne Architektur verbunden wurden, war die 1926/27 von Architekt Fahlbusch errichtete St. Michael-Kirche in Wannsee. Sie „wächst bewusst aus der märkischen Landschaft heraus und passt seelisch in die Reihe der mittelalterlichen Kirchen des Nordens,“ schrieb das Katholische Kirchenblatt 1928, „aber man darf sagen, dass, äußerlich und innerlich, der Wannseer Bau das Stilgefühl der neuen Zeit atmet.“
In der Nachbarschaft des ehemaligen Rathauses erhebt sich der querriegelartige Turm mit der spitzbogigen Portalnische und seinen drei steilen Helmen. Dahinter erstreckt sich ein chorloser Saalbau in roten Klinkern, dessen Inneres durch Spitzbogen-Wandscheiben gegliedert wird. Das südliche Joch mit dem Altarraum ist seitlich noch einmal erhöht. Das Portal und die Innenausstattung, darunter eine Figur des Hl.Michael, eine Madonna und der Kreuzweg, stammen von Otto Hitzberger. Die Kopie der Abendmahlsdarstellung Leonardo da Vincis über dem Altar fertigte Heinrich Schellhasse. Bei der Umgestaltung des Altarraums 1972 wurden die Seitenaltäre entfernt und der bisherige Hochaltar vorgezogen. Auf der Empore wurde erst 1990 eine aus Heidelberg übernommene und erweiterte Orgel der Fa. Walcker eingeweiht. Als Pfarrer wirkte von 1966-95 Helmut Kinne.
Als Weihbischof Josef Deitmer das Gotteshaus am 12.6.1927 konsekrierte, gehörte der Villen-Vorort Wannsee kommunal zwar schon zu Berlin, pfarrlich aber noch zu Nowawes, dem heutigen Potsdam-Babelsberg, dessen Pfarrer Georg Auditor der Bauherr der Kirche war. Sein Vorgänger hatte 1915 den ersten Gottesdienst in Wannsee in einer Schulaula gefeiert. Erst 1938 kam Franz Hammling (1938-46) als eigener Seelsorger. Die Gemeinde wurde 1942 seelsorglich selbstständige Kuratie und 1949 mit etwa 900 Gemeindemitglieder Pfarrei.
Wohlhabende Katholiken hatten das Kirchbaugrundstück zur Verfügung gestellt, einer von ihnen veranlasste die Benennung des ursprünglich als Dreifaltigkeitskirche geplanten Gotteshauses (daher trägt der Turm drei Spitzen) nach dem Schutzpatron der Deutschen, dem Erzengel Michael. Als Pfarrhaus diente zunächst ein Bau auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks, Anfang der 60er Jahre wurde zusätzlich das angrenzende Grundstück samt Haus in der Hohenzollernstraße erworben.